
Ihr Kind hat keine Ahnung, was es mal werden will? Die Auswahl ist groß: Etwa 500 Ausbildungsberufe gibt es in Deutschland. Doch welcher ist der richtige? Mit dem Berufsorientierungsprogramm geht Ihr Kind einen ersten Schritt in Richtung Wunschberuf.
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Sie als Mütter und Väter spielen bei der Berufsorientierung Ihres Kindes eine wichtige Rolle. Sie sind sein Vorbild, Gesprächspartner und Unterstützer auf dem Weg in ein erfolgreiches und zufriedenes Berufsleben. Ihr Kind ist in der siebten oder achten Klasse und nimmt am Berufsorientierungsprogramm teil? Hier erfahren Sie, was Ihr Kind erwartet und wie Sie es bestmöglich unterstützen können.
Berufsorientierungsprogramm, das bedeutet: Weg von der Schulbank – ab jetzt wird selbst geschraubt, lackiert, getüftelt und verkabelt. Der Ablauf: In den ersten zwei Tagen löst Ihr Kind verschiedene Aufgaben und lernt dabei seine persönlichen Stärken besser kennen. Danach schnuppert es zwei Wochen lang in verschiedene, zu seinen Stärken passende Berufsbereiche hinein, gewinnt eine konkretere Vorstellung vom Berufsalltag und merkt dabei: „Ich kann das!“
Kennen Sie alle Talente Ihres Kindes – auch jene, die noch im Verborgenen schlummern? In der sogenannten „Potenzialanalyse“ werden genau diese Begabungen aufgespürt. „Darin bin ich gut!“ – Mit dieser Erkenntnis ist Ihr Kind seinem zukünftigen Wunschberuf bereits einen Schritt näher gekommen.
Die Potenzialanalyse läuft spielerisch ab: Die Jugendlichen lösen verschiedene Aufgaben und werden dabei von speziell geschulten Pädagogen beobachtet. Im Anschluss findet ein persönliches Gespräch zwischen dem Jugendlichen und einem der Beobachter statt. Sie als Eltern sind herzlich eingeladen, an diesem Gespräch teilzunehmen.
Wie finde ich mit anderen im Team eine gemeinsame Lösung für ein Problem? Übernehme ich Verantwortung und arbeite ich sorgfältig? Bin ich vielleicht besonders schnell oder geschickt? Kann ich mich gut organisieren und gebe nicht zu früh auf? Bei den Aufgaben der Potenzialanalyse geht es nicht um schulische Leistungen, sondern um Herausforderungen, denen jeder Mensch in Alltag und Berufsleben begegnet.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Ein Beispiel: Die Aufgabe „Brückenbau“ besteht darin, eine Brücke zwischen zwei Stühlen zu bauen, die stabil genug ist, um einen Büroordner zu tragen. Als Material stehen Kordel, Schaschlik-Spieße und Klebeband zur Verfügung, und die Gruppe hat 20 Minuten Zeit.
Wie die Jugendlichen die Brücke konstruieren, bleibt ihnen selbst überlassen – sie müssen in der Gruppe eine Lösung finden. Je nach Übung werden verschiedene Veraltensmerkmale beobachtet. In der Brückenbau-Übung geht es um die Merkmale Teamfähigkeit und Problemlösefähigkeit.
Während der Übungen machen sich die Beobachtenden Notizen, um den Jugendlichen später im Feedback- Gespräch eine individuelle Rückmeldung geben zu können.
In weiteren Übungen planen die Jugendlichen zum Beispiel die perfekte Route eines Pizzalieferanten, diskutieren über das geeignete Equipment für einen Marsch über den Mond oder konstruieren eine Schutzhülle, mit der ein Ei unbeschadet aus zwei Metern Höhe auf den Boden fallen kann.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Aus den Ergebnissen der Potenzialanalyse leiten die Experten Empfehlungen zur individuellen Weiterentwicklung der Jugendlichen ab und unterstützen sie bei der Auswahl geeigneter Berufsfelder.
Das Feedback-Gespräch regt die Schülerinnen und Schüler an, über ihre persönlichen Stärken und mögliche Berufe nachzudenken. Vielen Mädchen und Jungen wird an dieser Stelle bewusst, dass sie ihre weitere berufliche Entwicklung selbst beeinflussen und gestalten können.
So versteht Ihr Kind in dem Gespräch, in welchen Fächern es sich besonders engagieren sollte, um sich die gewünschten beruflichen Perspektiven zu eröffnen – was seine Motivation in der Schule deutlich steigern kann. Auch geeignete Praktika werden im Gespräch thematisiert.
Sie als Eltern sind herzlich eingeladen, bei dem Feedback-Gespräch Ihres Kindes dabei zu sein. Sie werden erstaunt sein, von welchen Talenten Ihres Kindes Sie noch gar nichts wussten! Sprechen Sie die Schule Ihres Kindes an und erfragen Sie den Termin!
Zusätzlich zu dem Gespräch erhält jede Schülerin und jeder Schüler einen schriftlichen Bericht, der die persönlichen Ergebnisse zusammenfasst.
Hinweis: In einzelnen Bundesländern kann die Bezeichnung der Potenzialanalyse oder ihr Ablauf von der vorangegangenen Beschreibung abweichen. Der Nutzen für Ihr Kind ist aber stets derselbe.
Hat Ihr Kind schon einmal selbst Fliesen verlegt, etwas aus Holz gebaut oder einen Computer verkabelt? In den Werkstatttagen krempeln die Schülerinnen und Schüler die Ärmel hoch und testen aus, welche Berufsfelder ihnen Spaß machen.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
In diesen zwei Wochen gehen die Jugendlichen nicht zur Schule, sondern in eine Berufsbildungsstätte. Dort gibt es verschiedene Werkstätten und Arbeitsräume, die denen in der realen Berufswelt sehr ähnlich sind – von der Elektrowerkstatt über die Krankenpflegestation bis hin zum Sanitär-Heizung-Klima-Raum.
Die Schülerinnen und Schüler schnuppern während der Werkstatttage in drei oder mehr Berufsfelder hinein. Die vorangegangene Potenzialanalyse hilft ihnen dabei, die passenden Berufsfelder für sich auszuwählen.
Oft stellen sie eigene Werkstücke her – zum Beispiel ein Vogelhaus, eine aus Stoff genähte Handytasche oder einen elektronischen Stimmverzerrer.
In der Bildergalerie gewinnen Sie einen Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten der Werkstatttage.
Jugendliche erhalten an einer Werkbank während der Werkstatttage des BOP eine Einweisung durch einen Ausbilder.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Schülerin während der Werkstatttage des BOP beim Weichlöten.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Jugendlicher erhält während der Werkstatttage des BOP im Frisörbereich eine Einweisung an einem Übungskopf durch die Ausbilderin.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Schüler während der Werkstatttage des BOP an einer Schaltkreistafel.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Schüler und Schülerin während der Werkstatttage des BOP beim Löten.
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Schüler während der Werkstatttage des BOP bei der Gestaltung einer Wand im Bereich „Farbe und Raumgestaltung“ zusammen mit einem Ausbilder.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Schülerinnen und Schüler simulieren mit einem Ausbilder zusammen während der Werkstatttage des BOP an einem Pflegebett die Krankenversorgung.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Jugendliche arbeiten während der Werkstatttage des BOP an Computern.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Schülerin und Schüler arbeiten während der Werkstatttage des BOP im Bereich Gartenbau mit einer Schubkarre.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Ausbilder erklärt zwei Schülern während der Werkstatttage des BOP den Umgang mit der Wasserwaage.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Ausbilderin erklärt zwei Jugendlichen im Bereich Verkauf das Etikettieren der Ware.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Schülerinnen üben den Umgang mit der Kasse.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Ein Schüler arbeitet während der Werkstatttage im BOP unter Aufsicht eines Ausbilders an einer Ständerbohrmaschine.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Zwei Jugendliche arbeiten während der Werkstatttage des BOP an einer Werkbank im Bereich Metall.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Schülerin während der Werkstatttage des BOP an einer Werkbank im Bereich Metall.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Jugendliche und Ausbilder überprüfen während der Werkstatttage im BOP Lieferscheine im Bereich Lager und Logistik.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Schülerinnen und Schüler bei der Bildübertragung von Kamera auf PC während der Werkstatttage des BOP.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Zwei Schüler beim Zubereiten einer Suppe in einer Großküche während der Werkstatttage im BOP.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Schülerinnen und Schüler an der Werkbank zusammen mit einem Ausbilder während der Werkstatttage des BOP.
BIBB/BOP, Fotografin: ANNEGRET HULTSCH Photography
Ein Schüler zeigt seinem Ausbilder ein Vogelhäuschen, das er während der Werkstatttage angefertigt hat.
BIBB/BOP, Fotograf: Robert Funke
Am Ende der Werkstatttage erhält Ihr Kind ein Zertifikat, in dem steht, welche Berufsbereiche es kennengelernt hat. Dieses Dokument kann sehr hilfreich bei der Bewerbung für ein Berufspraktikum sein: Der Betrieb sieht, dass der Jugendliche bereits einen Einblick in das Berufsfeld hatte und Interesse mitbringt. So kann man im Anschreiben darauf eingehen und der Bewerbung eine Kopie des Zertifikats beilegen.
Das Zertifikat sollte sorgfältig aufbewahrt werden – zum Beispiel im Berufswahlpass oder in einem anderen Dokumentationsinstrument.
BIBB/BOP
Hinweis: In einzelnen Bundesländern kann der Ablauf der Werkstatttage von der vorangegangenen Beschreibung abweichen. Der Nutzen für Ihr Kind ist aber stets derselbe.
Nimmt Ihr Kind am Berufsorientierungsprogramm – also an der Potenzialanalyse und den Werkstatttagen – teil, so kann es …
Durch einen Elternbrief oder einen Informationsabend an der Schule haben Sie erfahren, dass Ihr Kind mit seiner Klasse am Berufsorientierungsprogramm teilnimmt. Hier beantworten wir Ihnen in Kürze die wichtigsten organisatorischen Fragen.
Das Berufsorientierungsprogramm wird in Kooperation zwischen der Schule Ihres Kindes und einer Überbetrieblichen Berufsbildungsstätte oder vergleichbaren Einrichtung in Ihrer Region veranstaltet. Ihre ersten Ansprechpartner sind die Lehrer Ihres Kindes.
Zuerst findet immer die zweitägige Potenzialanalyse statt; danach folgen die zweiwöchigen Werkstatttage. Beides findet in relativ enger zeitlicher Abfolge statt. Je nach Bundesland könnte es zu Abweichungen bezüglich der Dauer kommen. Über Termine informiert Sie die Schule Ihres Kindes.
Je nach Berufsfeld ist bestimmte Arbeits- oder Sicherheitskleidung erforderlich –zum Beispiel ein Arbeitskittel, Sicherheitsschuhe oder eine Schutzbrille. Ihr Kind wird vor Ort mit allem ausgestattet.
Bitte unterschreiben Sie als Erziehungsberechtigte die im Vorfeld von der Schule übermittelte Teilnahme- und Datenschutzerklärung, damit Ihr Kind am Berufsorientierungsprogramm teilnehmen kann.
Ihr Kind braucht Sie bei seiner Suche nach dem richtigen Beruf. Beherzigen Sie die folgenden Tipps, damit Ihr Kind bestmöglich vom Berufsorientierungsprogramm profitiert:
Sie wollen einen Einblick ins Berufsorientierungsprogramm gewinnen? Neben der Teilnahme am Feedback-Gespräch zur Potenzialanalyse ist es auch möglich, die Werkstatttage zu besuchen. Vielleicht wird auch ein Tag der offenen Tür angeboten. Erkundigen Sie sich in der Schule Ihres Kindes oder der kooperierenden Berufsbildungsstätte.
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Weitere Informationen und Ansprechpartner zur Berufsorientierung Ihres Kindes finden Sie unter folgenden Internetadressen:
Initiative Klischeefrei: Nationale Kooperationen zur Berufs- und Studienwahl
Die Bundesinitiative Klischeefrei macht sich stark dafür, dass Jungen und Mädchen alle Berufe offen stehen. Als Eltern kennen Sie die Potenziale Ihres Kindes und Sie haben großen Einfluss auf seine Berufswahlentscheidung. Ermutigen Sie Ihr Kind, dabei auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten und sich nicht von Geschlechterklischees einengen zu lassen. Informieren Sie sich, wie Sie Ihr Kind bei der klischeefreien Berufsorientierung unterstützen können.
Planet Beruf
Planet Beruf ist eine Plattform der Bundesagentur für Arbeit für Eltern, die unter anderem über verschiedene Berufsfelder informiert und Tipps für die Unterstützung Ihres Kindes bei der Berufsorientierung gibt.
Berufswahlpass
Der Berufswahlpass führt wie ein Kompass durch die Berufsorientierung in Richtung Wunschberuf. Er dokumentiert Stärken und hilft, weitere Schritte der eigenen beruflichen Entwicklung zu planen – und bei alldem immer den Überblick zu behalten.
Praktisch unschlagbar
Orientierungshilfe für die Zeit vor, während und nach der Ausbildung bietet das Portal von Praktisch unschlagbar. Und das ganz spielerisch, z.B. mit der „Berufe-City“ oder dem Berufe-Quiz.
BERUFE TV
Diese Plattform bietet eine große Sammlung an Videos, in denen bestimmte Ausbildungsberufe genauer vorgestellt werden. Hier kann man sich einen besseren Eindruck über die Tätigkeiten in den einzelnen Berufen verschaffen.
Beroobi
Beroobi hilft bei der Suche nach einem passenden Beruf. Außerdem bietet die Plattform eine Übersicht aller Ausbildungsberufe, Tipps für die Bewerbung sowie Informationen zu Rechten und Pflichten während einer Ausbildung.
Das Handwerk
Die Rekordpraktikanten Charly und Marvin entdecken verschiedene Handwerksberufe. Neben den Videos gibt es Berufsprofile und einen Lehrstellenradar mit Tipps zu Praktika und Ausbildung.
Azubot
Azubot bietet ca. 200 Filme aus allen Bereichen der Dualen Ausbildung und der Dualen Studiengänge. Außerdem verrät eine Übersicht, wieviel man in den Ausbildungsberufen während der einzelnen Lehrjahre verdient.
Ich mach’s!
Über 300 Filme der Sendung „Ich mach’s“ des ARD Bildungskanals zeigen Berufe im Dualen System sowie Lehrstellen bei Behörden und der Bahn.
Mein PlanB
Welcher Beruf ist der richtige? Plan B ist eine kostenlose Online-Beratung. Jugendliche können ihre Fragen per E-Mail stellen und erhalten innerhalb von 48 Stunden eine Antwort – anonym und individuell. Daneben gibt es auch eine öffentliche Pinnwand, wo man Fragen anderer lesen oder selbst Beiträge posten oder kommentieren kannst.
Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag
Am Girls'Day öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Die Mädchen lernen dort Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind.
Boys’ Day – Jungen-Zukunftstag
Elterninformation über den Boy’s Day, das Gegenstück des Girl’s Days, bei dem Jungen einen Tag lang beispielsweise einmal Einblick in soziale, erzieherische oder pflegerische Berufsfelder erlangen können, in denen der männliche Anteil bislang eher unterdurchschnittlich war, Männer aber durchaus willkommen sind.
Zusätzliche Informationen und Anregungen, wie Sie Ihr Kind bei der Berufsorientierung unterstützen können gibt es auch hier noch: